Die Suffragetten: Wie nutzten sie Mode als Mittel für ihre politischen Aussagen?
Was hat Mode mit dem Kampf ums Frauenwahlrecht zu tun? In Auszügen aus meiner Hausarbeit erfahrt ihr, wie Kleidung und Symbole gezielt für politische Botschaften genutzt wurden!
Wenn wir heute auf die Geschichte der Frauenrechte blicken, begegnet uns immer wieder ein Begriff: Suffragetten. Viele wissen nicht, dass sie neben Protestmärschen, Kettenaktionen und Hungerstreiks auch Mode gezielt nutzten, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Ich habe mich als Modejournalismusstudentin mit genau diesem Thema (Fokus Großbritannien) in einer wissenschaftlichen Arbeit auseinandergesetzt. Hier eine verkürzte Version ;)
Mode spielt in jeglicher Hinsicht eine bedeutende Rolle in der Gesellschaft und ist weit mehr als nur ein Ausdruck persönlicher Ästhetik. Historische Referenzen zeigen, dass Frauen Kleidung bewusst genutzt haben, um ihre politischen Botschaften gezielt zu vermitteln und zu unterstützen. Die Suffragettenbewegung, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts für das Frauenwahlrecht kämpfte, sticht dabei als herausragendes Beispiel hervor. Die Aktivistinnen nutzten Mode als strategisches Instrument zur Förderung ihres politischen Ziels der Erringung des Wahlrechts für Frauen.
Der Begriff „Suffragette“ hat seine Wurzeln im lateinischen Wort "suffragium" und bedeutet "Stimme", "Abstimmung" oder "Wahlrecht". Erstmals wurde die Bezeichnung am 10. Januar 1906 in der britischen Tageszeitung „Daily Mail“ angeführt, um damalige Anhängerinnen der Wahlrechtsbewegung und Partei Women's Social and Political Union zu beschreiben (WSPU), die die Wahlversammlungen von Winston Churchill, einem liberalen Kabinettsminister, störten. Ursprünglich als Spottname verwendet, wurde der Begriff bald breiter verwendet und von der WSPU selbst übernommen, um diejenigen Frauen zu beschreiben, die sich an militanten Aktivitäten beteiligten. Die Aktivistinnen werteten ihn für sich positiv um.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts durften Frauen längst arbeiten, Geld verdienen und mussten Steuern zahlen, wählen durften sie jedoch nicht. Deshalb wurde im Jahr 1866 die erste Petition fürs Frauenwahlrecht beim britischen Parlament eingereicht, jedoch ohne Erfolg. Kurz danach gründen Männer und Frauen in Manchester die erste Vereinigung für das Wahlrecht für Frauen.
In den kommenden Jahrzehnten entstehen und spalten sich immer wieder neue Vereinigungen fürs Frauenwahlrecht. Neue Petitionen werden verfasst und eingereicht und vom Parlament abgelehnt. Frauen demonstrieren weiter friedlich für ihr Wahlrecht, während ihre Anforderungen ignoriert werden.
Gründung der WSPU
Parallel dazu entwickelt sich eine weitere Gruppe an Frauenrechtlerinnen, die zunehmend frustriert waren, dass sich politisch keine Veränderungen zeigten. Damit soll bald Schluss sein. Eine Gruppe von Frauenrechtlerinnen gründete im Oktober 1903 unter Emmeline Pankhurst und ihren Töchtern die Women's Social and Political Union (WSPU), aus Frustration über ausbleibende politische Veränderungen. Am 12. Mai 1904 trat die WSPU erstmals mit anderen Gruppen öffentlich auf. Nach der Ablehnung des Frauenwahlrechts beschlossen sie, direktere Maßnahmen zu ergreifen, darunter das Stören politischer Veranstaltungen und das Zeigen von „Votes for Women“-Bannern. Die Suffragetten setzten dabei auf Petitionen, Pressearbeit, Eingaben an Parlamentarier sowie Zwischenrufe bei Wahlkämpfen prominenter Liberaler. Sie verweigerten Steuern und die Zusammenarbeit mit Polizei und Justiz. Anfangs äußerte sich ihr Protest in zivilem Ungehorsam.
NUWSS UND WSPU
Bei der National Union of Women's Suffrage Societies (NUWSS) und WSPU handelte sich ebenso um zwei verschiedene Typen des Feminismus, den liberalen und den kulturellen. Bei der National Union of Women's Suffrage Societies (NUWSS) und WSPU handelte sich ebenso um zwei verschiedene Typen des Feminismus, den liberalen und den kulturellen. Die NUWSS setzte auf friedliche Mittel und sah im Wahlrecht den Weg zu sozialer Reform und vertraglicher Gleichstellung. Die WSPU hingegen wollte die Rolle der Frau grundlegend neu definieren, lehnte das Bild der schwachen Frau ab und strebte nach Unabhängigkeit von Männern.
Ab 1911 griff die WSPU zunehmend zu gewaltsamen Mitteln, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erlangen, und grenzte sich deutlich von konstitutionellen Gruppen ab. Nach dem Scheitern eines Gesetzesvorschlages zur Durchsetzung des Frauenwahlrechts begannen systematische Zerstörungen und persönliche Angriffe. Die Verhaftung von Gründungsmitgliederinnen Annie Kenney und Christabel Pankhurst 1905 markierte einen Wendepunkt. Sie zogen bewusst die Gefängnisstrafe der Geldzahlung vor, was großes Medieninteresse auslöste. Diese Strategie unterstrich die Ernsthaftigkeit ihrer Forderungen. Inhaftierte WSPU-Mitglieder begannen mit Hungerstreiks, worauf die Regierung mit Zwangsernährung reagierte
Am 29. Juni 1909 ließ sich Emmeline Pankhurst gezielt verhaften, während Suffragetten versuchten, ins Parlament zu gelangen. Die WSPU hatte nahe dem Parlament zahlreiche Rückzugsorte eingerichtet. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Einschlagen von Fensterscheiben zur offiziellen Taktik. Ziel war es, Gewalt mit Polizei und Mob zu vermeiden. Am „Black Friday“ 1910 kam es bei einem Protest von über 300 Frauen zu massiver Polizeigewalt, was öffentliche Empörung auslöste.
Die Suffragetten handelten oft verdeckt und griffen ab 1911 auch zu Brandanschlägen, etwa auf Briefkästen. Nach der erneuten Ablehnung der Conciliation Bill 1912 eskalierte die Gewalt. Die WSPU operierte zunehmend illegal und aus dem Ausland. Ziel war es, durch gezielte Zerstörung politischer Symbole maximale Aufmerksamkeit zu erlangen. Dazu gehörten auch Angriffe auf Museen, Kirchen und Kunstwerke. 1913 legte Emily Wilding Davison eine Bombe, Pankhurst übernahm die Verantwortung. Im selben Jahr starb Davison beim Derby, was die Bewegung als Märtyrertod deutete.
1913 wandte sich die WSPU direkt an den König, nach dessen Ablehnung kam es zu Ausschreitungen. Die Radikalisierung setzte sich 1914 fort. Durch kontinuierliche und teils geheime Aktionen, etwa mit verschlüsselten Botschaften, blieb das Thema in der Öffentlichkeit präsent.
Mit Kriegsbeginn 1914 änderte die WSPU ihre Strategie und unterstützte die Kriegsanstrengungen, um das öffentliche Bild der Frauen zu verbessern. Frauen übernahmen Männerrollen und bewiesen ihre gesellschaftliche Relevanz.
1918 wurde Frauen über 30 mit bestimmten Voraussetzungen das Wahlrecht gewährt. 1928 folgte mit dem Equal Franchise Act die vollständige Gleichstellung im Wahlrecht. Die Suffragetten erreichten damit ihr Ziel politischer Gleichberechtigung. In den folgenden Jahrzehnten dokumentierten viele Aktivistinnen ihre Beiträge in autobiografischen Werken.
Mode als politisches Statement
In ihrer radikalen Kampagne ging es der WSPU um eine Taktik der „Öffentlichkeit um jeden Preis“. Diese Strategie zeichnete sich nicht zuletzt durch eine intelligente Vermarktung aus und das, trotz zunehmender Kriminalisierung der Suffragetten.
Seit 1908 setzten die Wahlrechtsorganisationen systematisch auf die Verwendung von bestimmten Farben. Sylvia Pankhurst, ehemalig beruflich Künstlerin, entwarf viele der Logos und Designelemente, die die Corporate Identity der WSPU prägten. Emmeline Pethick-Lawrence kreierte das bekannte Farbschema der WSPU, bestehend aus Violett, Weiß und Grün. Violett stand für Würde, Weiß für Reinheit und Grün für Hoffnung. Diese Farben wurden zum Erkennungszeichen der Suffragetten und symbolisierten ihren „Kreuzzug“ für das Wahlrecht.
Da sie in jeglicher Hinsicht insbesondere von der Französischen Revolution beeinflusst war, lässt sich die Farbgebung höchstwahrscheinlich als Anlehnung auf die französische Trikolore zurückführen. Diese Farbkombination wurde in der Öffentlichkeit nun allgegenwärtig und kommerzialisierte sich zudem rasant. Die Wahlrechtsbewegungen und insbesondere die WSPU mit ihren facettenreichen Insignien einwickelten sich zu einer „Mode“.
Auch Betriebe passten sich den Modefarben an. Die Suffragetten gehörten meist zu einer wohlhabenden und konsumfreudigen Kundschaft., wodurch die Wahlrechtsorganisationen, unterstützt durch ihre eigene Presse und die finanzielle Schlagkraft ihrer Mitglieder, erheblichen Einfluss auf die Mode- und Bekleidungsindustrie gewannen. Modeanzeigen, eigene Propaganda in den Wahlrechtszeitschriften und die Herstellung eigener WSPU-Produkte halfen dabei, den „Suffrage Look“ zu etablieren. Viele Aktivistinnen betrachteten Mode als ein Mittel, um traditionelle Lebensentwürfe herauszufordern.
Nicht nur Kleidungsstücke, sondern ebenso Alltagsartikel, wie beispielsweise Teeservices. Handtücher oder Bettwäsche trugen die Farben. Die WSPU veröffentlichte auch in großen Geschäften Accessoires. Dieses Marketing brachte der Vereinigung erhebliche Einnahmen und ermöglichte es ihnen, in jeglichen Lebensbereichen ihre politische Haltung auszudrücken und sich zu solidarisieren.
Die Inszenierung geschah hauptsächlich durch Plakate, Fotografien und Postkarten. Für jedes Titelblatt gab es eine entsprechende Postkarte. Ziel war es, die Öffentlichkeit förmlich mit ihnen zu plastern.
In der Presse galten die Suffragetten als unfeminin nicht nur in ihrem Verhalten, sondern auch in ihrem Aussehen. Am öffentlichen Leben teilzunehmen zu wollen, widersprach den üblichen Rollenerwartungen der Frau. Dies wurde als Ablehnung der konventionellen Weiblichkeit und als Aneignung von männlich konnotierten Eigenschaften betrachtet.
Aufgrund dessen mussten sie öffentlich gezielt neue konträre Bilder schaffen. Es drehte sich darum, gleichberechtigte Geschlechterverhältnisse zu schaffen und nicht die Rolle der Männer einzunehmen. Fortan betonten die Aktivistinnen in ihren öffentlichen Auftritten absichtlich ihre Weiblichkeit in ihrer Garderobe. Bereits in den ersten Beginnen der Wahlrechtskampagne trugen sie immer ihre beste Kleidung. Dem damaligen Ideal entsprechend schön angesehene Frauen wurden betont sichtbar für die Presse in den ersten Reihen platziert. Die WSPU hebte gezielt Weiblichkeit hervor, was bewusst als Gegendarstellung zu der Darstellung der Antiwahlrechtlerinnen diente. Sie wollten sich gleichzeitig „gut" kleiden, um ernst genommen zu werden, aber auch modern und unkonventionell wirken. Modekolumnen der Wahlrechtszeitungen aus der Zeit stellten die Suffragetten stets als Frauen dar, die ihre Kleidung mit Bedacht auswählten.
Am Women’s Sunday, der ersten Versammlung der WSPU, am 21. Juni 1908 in Hyde Park, wurden Kostüme in den Farben Lila, Weiß und Grün getragen. Die Times berichtete, dass 300.000 Menschen an der Prozession teilnahmen: „Jede Frau, die an der Prozession teilnahm, trug Lila, Weiß und Grün, entweder als an die Brust geheftete Gaben, als Hutverzierungen, als Gürtelbänder oder als Schulterschärpen.
Röcke konnten beispielsweise mit Hüten in Lila oder Grün kombiniert werden. Sylvia's silberne und emaillierte Holloway-Brosche, die das Fallgatter des House of Commons und einen Gefangenpfeil zeigt, wurde Aktivistinnen überreicht, die Zeit im Gefängnis verbracht hatten. Diejenigen, die Haft oder Hungerstreiks durchgangen sind, trugen ihre besonderen Abzeichen mit Stolz. Lange Leinen- oder Wollmäntel und Halstücher und riesige Hüte auf dem Kopf waren alltäglich. Alle Kleidungsstücke konnten in den Farben der Bewegung verziert oder hergestellt werden. Jackett- und Rockanzüge waren mit dem Bild der "Neuen/Modernen Frau" verbunden, einer unabhängigen Frau, die möglicherweise eine höhere Bildung und eine berufliche Karriere hatte. Viele Suffragetten mit einem akademischen Abschluss trugen ebenso ihre Gewänder und Doktorhüte bei Umzügen.

Viele Frauen zeigten ihre Verbundenheit, indem sie kleine Accessoires oder Schmuckstücke in den Farben der Suffragetten trugen, sei es durch das Tragen einer Perlenkette in Violett, Weiß und Grün, einer Brosche mit Halbedelsteinen oder eines Zinnabzeichens mit Emmelines Bild. Ernestine Mills, bekannte Frauenwahlrechtlerin, fertigte z.B. als Metallarbeiterin und Emailliererin, Schmuckstücke für Mitglieder der WSPU an. Die Suffragettenschärpe gilt als eines der berühmteste und beliebtesten Acccesoires, das verkauft wurde: ein Band, das von Mitgliedern der Suffragettenbewegung getragen wurde, um ihre Unterstützung zu zeigen. Diese Schärpen waren oft in den charakteristischen Farben der Bewegung gehalten und mit passenden Schriftzügen gestaltet.
In der Olive Matthews-Sammlung im Chertsey Museum befindet sich ein Paar Seidenstrümpfe, welches mit Dreifarbenflaggen und der Aufschrift "Votes For Women" bestickt wurde. Das Zeigen der Knöchel wurde zu dieser Zeit auch mit neuen Kleidungsreformideen assoziiert, was diesen Strümpfen zusätzliche Konnotationen von Kühnheit und Modernität verlieh – Eigenschaften, die eine junge Frauenrechtlerin zur damaligen Zeit gerne verkörpern wollte.

Symbolik
Suffragistinnen nutzten gezielt visuelle Symbole, um ihre politische Botschaft zu vermitteln und ihre Beteiligung am öffentlichen Leben zu betonen. Kleidung spielte dabei eine zentrale Rolle. Besonders die Farbe Weiß, Symbol für Reinheit, wurde häufig bei Wahlrechtsmärschen getragen. Das weiße Kleid, das viele Frauen besaßen, sollte Einheit und moralische Überlegenheit demonstrieren und bildete einen auffälligen Kontrast zu den dunkel gekleideten Männern. Daneben standen Lila für Würde und Gerechtigkeit sowie Grün für Hoffnung und Erneuerung. Diese Farben symbolisierten die ethischen Werte und politischen Ziele der Bewegung und verliehen den Auftritten der Suffragetten ein einheitliches, kraftvolles Erscheinungsbild.
Ein weiteres wichtiges Symbol war die Katze. Ursprünglich von Gegnern genutzt, um Frauen auf traditionelle Rollen zu reduzieren oder sie als wilde, unangepasste Wesen zu karikieren, erhielt die Katze mit dem „Cat and Mouse Act“ von 1913 neue Bedeutung. Dieses Gesetz erlaubte es, hungerstreikende Suffragetten vorübergehend aus der Haft zu entlassen, bis sich ihr Gesundheitszustand verbesserte, und sie dann erneut inhaftieren zu lassen. Die Bewegung griff das Bild der Katze auf und wandelte es zu einem Sinnbild für ihre Ausdauer und den zermürbenden Umgang des Staates mit ihren Mitgliedern.
Die bewusste Inszenierung durch Kleidung wurde in der Öffentlichkeit unterschiedlich aufgenommen. Unterstützende Kreise betrachteten die farblich abgestimmte Kleidung als Ausdruck von Ernsthaftigkeit, Disziplin und Gleichberechtigung. Sie half, ein neues Bild der Frau in der Politik zu etablieren. Konservative und antifeministische Teile der Gesellschaft dagegen verspotteten die modische Präsentation. Sie sahen darin keinen politischen Protest, sondern Oberflächlichkeit und nutzten stereotype Darstellungen, um die Suffragetten lächerlich zu machen oder als unweiblich und aggressiv darzustellen.
Auch die Medien zeigten ein uneinheitliches Bild. Während einige Wahlrechtszeitungen die Suffragetten als engagierte, bewusst auftretende Frauen darstellten, war die Berichterstattung vieler konservativer Blätter spöttisch und ablehnend. Besonders die Daily Mail fiel durch ihre starke Gegnerschaft auf und prägte den abwertenden Begriff „Suffragetten“. Mit der zunehmenden Radikalisierung der Bewegung ab 1913 geriet die Presse in ein Spannungsfeld: Einerseits war das Thema gesellschaftlich brisant, andererseits wurden die militanten Methoden vielfach verurteilt.
Und aktuell?
Neben der Erringung des Frauenwahlrechts in Großbritannien und vielen anderen Ländern inspirierte die Suffragettenbewegung nachfolgende Generationen von Frauenrechtlerinnen und verstärkte das Bewusstsein für Frauenrechte weltweit. Dazu gehören Gesetze gegen Diskriminierung, Verbesserungen im Familienrecht und Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung am Arbeitsplatz. Die Suffragetten trugen zum Bruch traditioneller Geschlechterrollen bei und zeigten, dass Frauen fähig und berechtigt sind, sich in politischen und öffentlichen Angelegenheiten zu engagieren. Margaret Thatcher wurde z.B. 1979 zur ersten weiblichen Premierministerin Großbritanniens gewählt. Die Wichtigkeit von Bildung und wirtschaftlicher Unabhängigkeit für Frauen führte dazu, dass sie zunehmend Zugang zu höherer Bildung und besseren beruflichen Möglichkeiten erhielten. Noch heute können wir sichtbare Effekte im Prozess der Gleichstellung der Geschlechter beobachten, auch wenn dieser noch lange nicht am Ende steht. Helen Pankhurst erzählt in einem Interview darüber, wie die Aktionen der Suffragetten auch heute noch inspirieren: „Bei „Taten statt Worte“ geht es darum, dass sich nichts ändern wird, wenn wir nur reden; Wir müssen sicherstellen, dass es echte, umgesetzte Veränderungen gibt. Das Sprichwort ist wichtig und kraftvoll, weil es nicht nur eine Forderung an die Regierung oder die Gesellschaft ist; Es ist auch eine Aufforderung an Bürger und Aktivisten, für uns als Einzelnen, aktiv zu sein.
Die rein weiße Farbpalette hat weiterhin in der Politik eine symbolische Bedeutung. Seit des Wahlrechtkampfes der Suffragetten symbolisiert die Farbe den politischen Aktivismus der Frauen Das Suffragetten-Weiß bleibt ein kraftvolles Symbol für Frauenrechte und Gleichstellung. Es wird häufig bei Veranstaltungen und Demonstrationen getragen. Während der jährlichen Frauenmärsche, die oft am 08. März (dem internationalen Tag der Frau) stattfinden, tragen viele Teilnehmerinnen Weiß, um ihre Solidarität zu zeigen. Das Weiß wird zudem oft bei politisch relevanten Veranstaltungen getragen, um die Verbindung zur Frauenwahlrechtsbewegung zu demonstrieren. Als Kamala Harris 2020 ihre Nominierung zur Vizepräsidentin annahm, trug sie Weiß als Anspielung auf die Suffragetten und weiblichen Wegbereiterinnen der US-Politik. Bei der State of the Union Address 2019 trugen viele weibliche Mitglieder des US-Kongresses ebenso Weiß

Nicht nur in der Politik, sondern auch in der Mode- und Popkultur taucht das Suffragetten-Weiß immer wieder als Stilmittel auf, um feministische Botschaften zu vermitteln. Als Reaktion auf Trumps Einreiseverbot für Flüchtlinge und Einwanderer aus mehreren mehrheitlich muslimischen Ländern trugen viele Stars wie Natalie Portman, Meryl Streep oder Kerry Washington bei den SAG-Awards 2017 Suffragetten-Weiß. Lady Gagaa trug bei ihrem Auftritt für Präsident Joe Bidens Amtseinführung im Weißen Haus einen maßgeschneiderten weißen Wollmantel von Alaï. Als sie die Nationalhymne sang, enthüllte sie ein maßgeschneidertes Haute-Couture-Kleid von Schiaparelli mit einer goldenen Taubennadel, die den Frieden symbolisiert. Jennifer Lopez, die ebenfalls bei der Veranstaltung auftrat, trug ein weißes Chanel-Ensemble.
Die Suffragettenbewegung demonstrierte exemplarisch die Wirksamkeit von Mode als Mittel für politische Statements. Die strategische Nutzung und Inszenierung von Kleidungsstücken, Symbolen und Farben wurde als bewusste Taktik der „Öfffentlichkeit um jeden Preis“ angewendet, um Aufmerksamkeit zu erregen. Die Einführung der Farben Violett, Weiß und Grün durch Emmeline Pethick-Lawrence und die Umsetzung durch Frauen wie Sylvia Pankhurst prägten das visuelle Erscheinungsbild und die Corporate Identity der Bewegung nachhaltig. Die Werte Würde, Reinheit und Hoffnung wurden in einer Vielzahl von Kleidungsstücken und Accessoires wie Schärpen und Socken integriert. Die Suffragetten konnten ein respektables und fähiges Bild der Frau schaffen, die aktiv und gleichberechtigt am politischen Leben teilnehmen kann und es sollte. Nicht nur als Mittel des Ausdrucks, sondern auch als Werkzeug der Solidarität und Mobilisierung half die kommerzielle Verbreitung von Suffragettenmode und -produkten den Aktivistinnen gleichzeitig finanzielle Mittel für ihre Kampagne zu generieren.
Mode wird, wie es einst die Suffragetten zeigten, auch heute noch benutzt, um in der Politik Botschaften zu vermitteln und soziale Veränderungen in der Gesellschaft zu unterstützen. Das Suffragetten-Weiß hat sich als ein symbolisch starkes Erbe etabliert und wird weiterhin bei amtlichen und feministischen Veranstaltungen getragen. Die Farbe Lila für den Feminismus, die rosa Schleife für die Bekämpfung von Brustkrebs oder der Hosenanzug als Kleidungsstück der Emanzipation – Kleidung, Symbolik und Farben spielen eine zentrale Rolle in der visuellen Kommunikation und der Schaffung von Gemeinschaftsgefühl.
Die Suffragetten haben nicht nur für das Frauenwahlrecht gekämpft, sondern auch die Rolle der Mode in politischen Bewegungen revolutioniert. Ihre Strategie ist nur eins vieler inspirierender Beispiele dafür, wie Mode gezielt eingesetzt werden kann, um politische Aussagen zu unterstreichen und an seine Ziele zu gelangen.
Sehr interessant 👍